Viele Medjugorje-Pilger sehen ihn, kennen aber nicht seine Geschichte

Veröffentlicht am 26. Januar 2025 um 12:13

 

 

 

Auszug aus der Predigt von Papst Johannes Paul II

zur Heiligsprechung von Pater Leopold Mandic 

 

 

In Castelnovo in der Bucht von Cattaro geboren, verließ er mit 16 Jahren das Elternhaus und die Heimat, um ins Priesterseminar der Kapuziner in Udine einzutreten. Sein Leben war ohne große Ereignisse: Übersiedlung von einem Kloster ins andere, wie es bei den Kapuzinern üblich ist; aber nichts weiter. Dann die Zuweisung in das Kloster von Padua, wo er bis zum Tod blieb.

 

Doch gerade in diese Armut eines äußerlich unbedeutenden Lebens kam der Geist und entzündete eine neue Größe: jene Größe einer heroischen Treue zu Christus, zum franziskanischen Ideal, zum priesterlichen Dienst an den Brüdern.

 

Der hl. Leopold hat keine theologischen oder literarischen Werke hinterlassen, er hat nicht durch seine Kultur fasziniert, er hat keine sozialen Werke gegründet. Für alle, die ihn kannten, war er nichts weiter als ein armer Ordensbruder; klein und kränklich.

 

Seine Größe liegt anderswo: nämlich darin, dass er sich Tag für Tag, die ganze Zeit seines Priesterlebens hindurch, also 52 Jahre lang, aufopferte, hingab in der Stille und Abgeschiedenheit, in der Bescheidenheit einer Beichtzelle:

 

«Der gute Hirte gibt sein Leben hin für die Schafe».

 

Bruder Leopold war immer da, bereit und lächelnd, besonnen und bescheiden, ein taktvoller Vertrauter und treuer Vater der Seelen, ein geachteter Lehrer und verständnisvoller und geduldiger geistlicher Ratgeber.

 

Wenn man ihn mit einem einzigen Wort kennzeichnen wollte, wie es während seines Lebens seine Beichtkinder und Mitbrüder getan haben, dann ist er «der Beichtvater» schlechthin; er konnte nur Beichte hören. Doch gerade darin liegt seine Größe. Dass er sich nämlich im Hintergrund hält, um dem wahren Hirten der Seelen Platz zu machen. Er äußerte sich zu seinem Einsatz so:

 

« Verbergen wir alles, auch das, was den Anschein einer Gabe Gottes haben mag, um nicht damit Schacher zu treiben. Gott allein gebührt die Ehre und der Ruhm! Wenn es möglich wäre, sollten wir wie ein Schatten über die Erde gehen, der keine Spur von sich hinterlässt».

Und einem, der ihn fragte, wie er es fertigbringe so zu leben, antwortete er: «Das ist einfach mein Leben!»

 

«Der gute Hirte gibt sein Leben hin für die Schafe». Dem menschlichen Auge erscheint das Leben unseres Heiligen wie ein Baum, dem eine unsichtbare, grausame Hand sämtliche Zweige, einen nach dem andern, abgeschnitten hat. Pater Leopold war ein Priester, der wegen eines Sprachfehlers nicht predigen konnte. Ein Priester, dessen brennender Wunsch es war, sich der Arbeit in den Missionen zu widmen, und bis an sein Ende wartete er auf den Tag der Abfahrt; doch er fuhr nie ab, weil seine Gesundheit äußerst schwach war. Er war ein Priester mit einem so großen ökumenischen Geist, dass er sich in täglicher Hingabe dem Herrn als Opfer anbot, damit zwi­schen der lateinischen und den noch getrennten Ostkir­chen die volle Einheit wiederhergestellt werde und sich wieder «eine Herde unter einem Hirten» bilde (vgl. loh 10,16); der aber seine ökumenische Berufung völlig im Verborgenen gelebt hat. Weinend bekannte er: «Ich werde hier Missionar sein, im Gehorsam und in der Ausübung meines Dienstes». Und dann: «Jede Seele, die um meinen Dienst bittet, wird inzwischen mein Orient sein». Was blieb dem hl. Leopold? Wem und wozu diente sein Leben? Ihm blieben die Brüder und Schwestern, die Gott, die Liebe, die Hoffnung verloren hatten. Arme Menschenwesen, die Gott nötig hatten und ihn um seine Vergebung, seinen Trost, seinen Frieden und seine Ruhe anflehten. Diesen <Armen» schenkte der hl. Leopold sein Leben, für sie opferte er seine Schmerzen und sein Gebet auf;  vor allem aber feierte er mit ihnen das Sakrament der Versöhnung. Hier lebte er sein Charisma. Hier kamen seine Tugenden in heroischem Ausmaß zum Tragen. Er feierte das Sakrament der Versöhnung, indem er seinen Dienst gleichsam im Schatten des gekreuzigten Christi entfaltete. Sein Blick war auf den Gekreuzigten geheftet, der über dem Betstuhl des Beichtenden hing. Der Gekreuzigte war immer die Hauptfigur. «Er ist es, der vergibt, er ist es, der die Absolution erteilt!» Er, der Hirte der Herde ...

 

 

Wenn die Kirche uns heute die Gestalt ihres demütigen Dieners, des hl. Leopold, der ein Führer für so viele Seelen war, vor Augen stellt, will sie auch Hinweisen auf diese Hände, die sich im Laufe der verschiedenen Kämpfe des Menschen und des Volkes Gottes zum Himmel erheben. Sie erheben sich im Gebet. Und sie erheben sich im Akt der Lossprechung von den Sünden, der immer jener Liebe nahekommt, die Gott ist: jene Liebe, die sich uns ein für allemal im gekreuzigten und auferstandenen Christus geoffenbart hat.

 

 

 

 

 


Kommentar hinzufügen

Kommentare

Es gibt noch keine Kommentare.